Einen Geißfuß richtig schleifen

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hoerbi
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Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von hoerbi » Mo 25. Jan 2016, 18:23

Hallo Schnitzfreunde,

auf vielfachen Wunsch habe ich nun hier noch mal eine kleine Anleitung, an der ihr euch orientieren könnt.

Einen Geißfuß zu schleifen ist genau nicht schwerer wie einen 1mm /11.

Wie ihr wisst, wenden alle Hersteller eigne Verfahren zu Herstellung der Werkzeuge an. Es genügt also erst mal ein prüfender Blick auf die Schneide eures Werkzeuges, bevor man überhaupt mit dem Schleifen beginnt.
Bild1.jpg
Zur Anschauung habe ich mal einen Geißfuß der Marke Pfeil verwendet.
Es ist zu prüfen, wie sauber die Spitze innen des Geißfußes ausgearbeitet ist. Ferner ist darauf zu achten, ist die Spitze wirklich eine, oder nur ein sehr kleiner Radius.
Des weiteren müsst ihr Prüfen wie stark der Rücken der Klinge ist, auch das ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich.

Pfeilwerkzeuge weisen am Rücken sehr viel Material auf und so beginnt man zunächst am Rücken der Klinge eine Fase, oder bei Stubai Werkzeugen den Radius zu schleifen.
Erst wenn diese Arbeit getan ist, werden die beiden Schenkel geschliffen. Ihr seht also, obwohl man mit einem Geißfuß lediglich nur eine Kerbe ins Holz schneidet, so sind doch durch den Aufbau des Werkzeuges drei von einander getrennte Fasen notwendig.
Bild2.jpg
Dabei ist darauf zu achten, das die Schneide beim Schleifen genau in der Wagerechten gehalten wird um ein sauberes Schleifbild zu erhalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Schenkel nach hinten geschliffen oder mit 90 Grad zur Klinge stehen. Wie auf dem Foto 2 zu erkennen ist, schleife ich meine Geißfuß Schenkel um wenige Grad nach hinten, da ich vorwiegend im figürlichen Bereich arbeite um enge Kurven besser schneiden zu können.
Bild3.jpg
Viel Spaß ;)
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
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Re: Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von Karl » Mo 25. Jan 2016, 22:20

Danke für die Erklärung :D
beim Bild drei erkennt man keine Spitze, mehr eine runde Fase, sollte das nicht eine dreieckige Fase die vorne zu eine Spitz verläuft sein, oder wird das rund geschliffen ?
Kennst du vielleicht ein Video wo man das sehen kann wie man einen Geisfüß anschleift und abzieht, da blicke ich gar nicht durch.
LG Karl
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hoerbi
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Re: Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von hoerbi » Mo 25. Jan 2016, 22:57

Hallo Karl,

wie ich bereits geschrieben habe, kommt es immer darauf an, wie sauber der Winkel ausgearbeitet ist. Bei den Werkzeugen von Dastra, wird sehr wenig Material zur Verfügung gestellt, doch es bleibt nicht aus, das auch für die Spitze eine Fase erforderlich ist.
Ich habe bei der Anleitung wissentlich auf das polieren verzichtet , da dieses eine andere Thematik ist.
Eines ist jedoch immer wieder das Gleiche. Wichtig hierbei ist immer, das der Hohlschliff der durch den Durchmesser der Schleifscheibe entsteht, so lange wie möglich aufrecht gehalten erden sollte.
Mit dem Schwabbeln der Fase bis zum geht nicht mehr, erreichst du zwei Dinge, die gesamte Fase wird auf Hochglanz poliert, obwohl man nur mit der eigentlichen Schneide schneidet. Durch den Abtrag an Metall an der Schneide und an der Stelle,wo wie Fase endet wird auf Grund des weichen Untergrundes der Schwabbelscheibe Metall abgetragen.
Das Werkzeug bekommt an der Fase einen Bauch nach außen und somit ändert sich auch der Fasenwinkel. Du benötigst mehr Kraft um einen Span zu schneiden und musst zudem das Werkzeug viel steiler ansetzen.
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
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Re: Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von Dirk » Sa 30. Jan 2016, 20:52

Hallo
Herbert dank Dir für die Erläuterung .
Ich werde es mal nach deiner Anleitung probieren.Mal sehen ob es was wird.

Mfg
Dirk
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Re: Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von Eike » Mi 3. Feb 2016, 23:02

Hallo Herbert,

schleifst Du Deine Hohleisen eigentlich auch mit einem leichten Winkel nach hinten oder machst Du das nur bei den Geißfüßen?

Grüße
Eike
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Thomas
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Re: Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von Thomas » Do 4. Feb 2016, 10:48

Hallo Zusammen,

das ist eine sehr interessante Geschichte.......

Chris Pye und auch einige andere Autoren schreiben: gerade Scheide ohne zurückgezogene Ecken.
Andere, da hatte ich auch mal was im Netz gefunden (weis aber nicht mehr wo), schleifen grundsätzlich die Ecken zurück......
Bei denen die die Ecken zurückschleifen habe ich die Argumentation gelesen, dass der Winkel dem Fasenwinkel entsprechend soll, damit die Ecken beim Schnitzen nicht vorstehen. Diese Zeichnung soll das verdeutlichen:
Zeichnung.jpg
Gerade Ecken haben den Vorteil, das beim senkrechten Einstechen und drehen eine definierte Tiefe entsteht.
Zusätzlich kann man die Eisen schräg halten, d.h. nur über eine Ecke schneiden, damit kann man dann größere Kreise schneiden, als die Stichform eigentlich hergibt.


Bin mal gespannt auf eure Antworten ;)........
Viele Grüße,
Thomas

Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht.
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Re: Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von hoerbi » Do 4. Feb 2016, 11:55

Hallo Schnitzfreunde,

das Schleifen der Werkzeuge sollte jeder ganz individuell für sich entscheiden, da es immer abhängig davon ist, in welcher Fassette des Schnitzens man sich bewegt.

Wer also vorwiegend sich mit Reliefs beschäftigt, ist gut beraten die Schneide im rechten Winkel zur Klinge zu belassen, da oftmals mit dem Eisen senkrecht eingestochen wird. Auch ich habe einen Teil der Werkzeuge so geschliffen.
Da ich mich jedoch vorwiegend im figürlichen Bereich bewege, macht ein solcher Schliff keinen Sinn, da man mit den Ecken an jeder möglichen und unmöglichen Kante hängen bleibt. Daher ist der überwiegende Teil meiner Werkzeuge so geschliffen, das die Ecken zurückgesetzt sind. Nicht nur das, sondern wurden die Hohleisen in einem annähernden Radius geschliffen, die der Stichform entsprechen.
Im unteren Bild zwei Eisen 11/4, eines mit gerader Schneide und das andere mit zurückgesetzten und abgerundeten Ecken.
phoca_thumb_l_stichprobe.jpg
phoca_thumb_l_bohrer.jpg
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
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Volker
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Re: Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von Volker » Do 4. Feb 2016, 19:05

Hallo Schnitzfreunde,
eine gerade Schneide von Hohleisen macht eigentlich nur bei Stich 9 und 10 richtig Sinn. Wie Thomas schon schrieb, ist die gerade Schneide nur zum Kriesschneiden nötig.( Was aber bei schwach zurückgesetzter Schneide auch noch geht.) Ich glaube die gerade Schneide ist bei neu gekauften Eisen der Bequemlichkeit beim Anschliff durch die Hersteller geschuldet. Bei meinem FLEXCUT-Satz waren die Flanken von einigen tiefen Hohleisen (ähnlich Stich 11) schon werksseitig stark zurückgesetzt. Diese Eisen beutze ich besonders gern.
Viele Grüße von Volker
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Re: Einen Geißfuß richtig schleifen

Beitrag von hoerbi » Fr 13. Mai 2016, 00:10

Hallo Schnitzfreunde,

ich möchte an dieser Stelle das Thema Schleifen der Werkzeuge weiter fortsetzen. Wie Volker schreibt.

Zitat:

Bei meinem FLEXCUT-Satz waren die Flanken von einigen tiefen Hohleisen (ähnlich Stich 11) schon werksseitig stark zurückgesetzt. Diese Eisen benutze ich besonders gern.


Es ist schon richtig das die Werkzeuge Werksseitig so ausgeliefert werden, das die Schneide in einem 90 Grad Winkel zum Eisen steht.
Jedem Hobbyschnitzer oder Bildhauer wird so die Möglichkeit gegeben sein Werkzeug speziell für seinen Verwendungszweck zu schleifen.

Nur um ein kleines Beispiel zu nennen. Es gibt Bildhauer, die einen Teil ihrer Werkzeuge so schleifen, das bei einem Hohleisen die oberen Kanten weiter nach vorn stehen, wie der eigentliche Radius des Eisens, der weit nach hinten geschliffen ist, um so eine bessere Schneidwirkung zu erzielen,.
Solche Werkzeuge kommen jedoch vorwiegend in der Ornamentschnitzerei zum Einsatz. Auch Chris Pye verwendet gelegentlich solche Eisen, da man im allgemeinen einen weicheren Schnitt hinbekommt. Der Einsatz dieser Eisen ist jedoch im figürlichen Bereich nicht möglich, da man beim Schneiden enger Radien den Effekt des Hängenbleibens noch verstärkt.
Mit einem so geschliffenen Werkzeug wäre es nicht möglich z.B. an einer 12er Figur mit einem 11/1,5 ein paar Augen anzulegen.
Da das Schnitzen doch sehr Fassettenreich ist, sollte sich jeder über sein Ziel das er mal erreichen will im klaren sein und seine Eisen entsprechen seinem Verwendungszweck schleifen.
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
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