Nass oder Trocken schleifen ?

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hoerbi
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Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von hoerbi » Sa 31. Dez 2016, 16:08

Hallo Schnitzfreunde,

ich bin während meiner Abwesenheit hier im Forum nicht ganz untätig gewesen und nun mit allem ausgestattet was man so braucht, vor allem an Wissen um mich entspannt zurück lehnen zu können.

Da das Thema Schleifen von Werkzeugen immer ein wiederkehrendes Thema ist, möchte Euch hier meine neue Errungenschaft vorstellen, eine neue Schleifstation, die ich mir geleistet habe.
Der Doppelschleifer ist mit einer CBN Schleifscheibe ausgestattet. CBN Schleifkörper kommen in ihrer Härte dem Diamanten am nächsten und es können legierte Stähle mit Härten von 56 Rockwell ohne Probleme geschliffen werden.
Nur mal als Info: Unsere Werkzeuge haben eine Härte von 58-62 Rockwell. Ich hatte 14 Tage die Möglichkeit selbst meine Werkzeuge auf so einer Schleifscheibe zu schärfen. Durch Rücksprachen wurde mir mitgeteilt, das diese Schleifscheiben seit ca. 5 Jahren in täglich im Einsatz sind, ohne merklichen Verlust des Schleifergebnisses.

Die Vorteile liegen hier klar auf der Hand.
Kein Abrichten der Schleifscheibe, keine Überhitzung des Werkzeuges, da die Wärme über den robusten Schleifkörper abgeleitet wird, minimaler Funkenflug und ein brillantes Schleifbild.

Selbstverständlich hat die Sache auch einen Haken, denn es wäre zu schön um war zu sein.

Die Schleifscheibe wie ich sie verwende, hat einen Durchmesser von 200 mm und ist 40 mm breit. Laut Angaben des Händlers ist hierfür eine Motordrehzahl von 1450 -1700 U/Min vorgesehen. Wo gibt es solche Langsamläufer noch ???.
Da ich von Natur aus skeptisch bin, habe ich mich im Netz auf diversen Seiten kundig gemacht, wobei mir diese Angaben bestätigt wurden, in dem ich auch im Netz diverse Umrechner testete.
Da unsere Doppelschleifer,wie sie im Handel erhältlich sind mit knapp 3000 U/Min drehen, vermute ich, das eine CBN Schleifscheibe in dieser Größenordnung zeitiger den Geist aufgibt. Denn nicht umsonst werden Motordrehzahlen vorgegeben um ein effektives Ergebnis zu erzielen.
Nach Angaben eines Umrechners ist für herkömmlichen Doppelschleifer wie wir ihn kennen mit einer Drehzahl 2950 U/Min ein Schleifscheibendurchmesser für eine CBN Schleifscheibe von 100 mm vorgesehen.
Natürlich kann auch ich mich irren, doch Langzeit -Tests um diese CBN Scheibe sind mir nicht bekannt und Händler dieser Schleifscheiben mitunter überfordert.
Auf jeden Fall ist diese CBN Schleifscheibe ( auch wenn recht teuer) eine gleichwertige Alternative zum Nassschleifer, wobei man alle herkömmlichen Schleifscheiben vergessen kann. Ein sichtbares Schleifergebnis zeige ich im Foto. Das Eisen wurde mit einer geraden Fase geschliffen ohne Auflage ( Freihand).
schleifer1a-cbn.jpg
Schleifer-cbn.jpg
Eisen.jpg
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
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Volker
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von Volker » Sa 31. Dez 2016, 18:10

Hallo Herbert,
diese neue Schleifscheibe macht ja einen tollen Eindruck. Das Problem scheint der Preis zu sein. Deine Umrechnung bei der Umfangsgeschwindigkeit würde evtl. die vermutlich deutlich billigeren Scheibe mit 100er Durchmesser als Alternative ermöglichen.
Aus Deinem Schleifbild-Foto habe ich den Eindruck gewonnen Du hättest den Beitel quer zur Schleifscheibe geschliffen. Hab ich das richtig gesehen? Wenn ja, wäre die Anschaffung einer schmaleren 100er Schleifscheibe denkbar.
Ich schleife zZ auf einem Mini-Nassschleifer mit 100x15mm Scheibe quer. (nur für sehr geübte Schleifer evtl. sinnvoll)
Viele Grüße und einen guten Rutsch von Volker
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von hoerbi » Sa 31. Dez 2016, 18:54

Hallo Volker,

du hast das völlig richtig erkannt. Ich habe das Eisen quer zur Scheibe geschliffen und somit spielt es auch keine Rolle, welchen Durchmesser die Schleifscheibe hat.
Ein Eisen in Laufrichtung mit einer kleineren Scheibe zu schleifen, verursacht eine sehr starke Hohlkehle, die sich beim Schnitzen als störend zeigt.
Übrigens hat diese Schleifscheibe eine Körnung von 91, das entspricht einer Körnung wie bei herkömmlichen Schleifscheiben von 170 – 200.
Wichtig beim schleifen ist, das ein minimaler Andruck notwendig ist, der nicht größer sein sollte, wie das maximale Gewicht des zu schleifenden Eisens.
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von Markus » Sa 31. Dez 2016, 21:00

Grüß Dich Herbert

Wenn ich richtig gesehen habe kostet allein die eine Scheibe 233 Euro!
Das ist eine Ansage.. :o
MfG :D
Markus D.
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von hoerbi » So 1. Jan 2017, 01:29

Hallo Markus,

es ist vollkommen richtig, das der Preis für eine solche Schleifscheibe schon eine Hausnummer ist.
Wenn man jedoch über eine Anzahl von Werkzeugen verfügt, die kein Hobbyschnitzer hat und zudem auch noch selbst Werkzeuge herstellt, rechnet sich eine solche Schleifscheibe schon. Ob nun eine normale Korundscheibe, eine Siliziumkarbit oder eine schleifscheibe aus veglasten Aluminiumoxid, alle haben mehr Nachteile,die man mehr oder weniger in Kauf nimmt.
Bei einer guten Schleifscheibe, die so um die 100 € kostet, hast du immer das Problem der Überhitzung deiner Werkzeuge, ständiges Reinigen, was durch verschierungen der Scheibe entsteht, mit einem Rutscherstein, sowie das Abrichten. Noch bevor man es sich versehen hat, ist so eine Scheibe aufgebraucht und eine neue muss her. Du weist selbst, wie teuer Qualitätswerkzeuge sind, und ich denke, das sich für mich binnen 2 Jahre diese Schleifscheibe bereits gerechnet hat.
Alles zusammen genommen ist so eine Schleifscheibe inkl. Motor immer noch preiswerter als eine Tormek, zumal ich eine Schwabbelscheibe und eine Diamant gebundene Gummischeibe, alles auf einer Maschine habe, und dieses Teil somit eine komplette Schleifstation darstellt. Wo hat man das auf einer Tormek ?, die abgesehen vom Schleifstein lediglich eine Lederabziehscheibe bietet. Gewiss verwende ich meinen Nassschleifer auch weiterhin, da ich diesen mit einem Natursandstein ausgestattet habe, der einen wunderbaren Feinschliff liefert.
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von Dirk » So 1. Jan 2017, 10:00

Hallo Herbert
Schön das es wieder einige gute beiträge gibt.
Eine Frage habe ich zu deiner Maschine, du hast auf eine Seite 2 Scheiben verursacht dies nicht ein unruhigen oder unwichtigen lauf. Kann aber auch sein das die Große Scheibe das wieder ausgleicht.

Mg
Dirk
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von hoerbi » So 1. Jan 2017, 10:27

Hallo Schnitzfreunde,

ich wünsche allen hier im Forum, sowie allen Gästen die diese Seite besuchen ein gesundes und erfolgreiches 2017.

@ Dirk, Die CBN Schleifscheibe wiegt so um die 2 Kg und die Achsenverlängerung so wie die Passung für die Gummischeibe habe ich mir auf der Drehbank gefertigt. Da eiert nichts und es ist auch keine Unwucht zu spüren.
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von Markus » So 1. Jan 2017, 10:37

Aber funktioniert die Schwabbelscheibe auf den nur 1500 Umdrehungen?? Klappen da die Blätter nicht schnell auseinander?
Ich vermute da kann man doch keinen vernünftigen Druck ausüben (also im Vergleich zu einer Schwabbel mit 3000 Umdrehungen)?

Du sagst ja schon, für einen Werkzeugbauer interessant. Allein schon wegen dem Preis eher nichts für einen Hobbymann. Zumal hab ich jetzt auf diversen Seiten ein wenig darüber gelesen und mit mein eigenes Urteil gebildet:

Das CBN ist auf die Metallscheibe nur draufbeschichtet. Hat so "P mal Daumen" nur 1mm.
Auch wenn CBN viel langsamer verschleißt hat man sicher die gleiche Problematik wie bei Schleifbändern:
Der Abtrag wird mit der Zeit immer feiner/geringer....

Ein Abrichten ist nicht nötig und möglich.. das ist toll.. besonders wenn man immer gerade Schneiden schleift.
Praktisch!

Die Silicium, Korund und Aluminiumoxid (wie du sie oben ansprichst) muss man ja immer wieder abrichten/reinigen.
Aber dafür hat man über die ganze Nutzungsdauer hinweg (egal ob die Scheibe 200, 150 oder schon auf 100mm verschlissen ist) die gleichbleibende Korngröße und -menge. Also den gleichbleibenden Abtrag.

Die Hitzereduktion erkauft man sich also mit dauerhaft schwindender Leistung der Scheibe (wenn auch ein langsamer Prozess).
MfG :D
Markus D.
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von hoerbi » So 1. Jan 2017, 19:36

Hallo Markus,

ich halte nichts von fliegenden Blättern bei einer Schwabbelscheibe, daher hatte ich diese Schwabbelblätter noch bevor ich sie auf meine alte Maschine montiert hatte die Blätter zu 2/3 zusammengeklebt, so das ich einen festen Block bekomme. Darüber hinaus verwende ich solche Schabbelblätter, die nicht nur einfach aus Leinen bestehen, sondern mit irgendwas imprägniert sind und somit schon eine eigene Härte aufweisen.
Die Drehzahl der Maschine spielt daher eine untergeordnete Rolle.


Was Lebensdauer einer solchen CBN Schleifscheibe betrifft, wird die Zeit zeigen und ich werde Euch auch meine Erfahrungen darüber mitteilen.
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
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Re: Nass oder Trocken schleifen ?

Beitrag von Sepp » Mo 2. Jan 2017, 10:37

Hallo Schnitzerfreunde

Die Diskussion des Schleifens geht weiter.
Hier zu möchte ich nur meine Schleiferfahrung euch sagen.
Ich habe schon mehrere Verfahren getestet.
1. Trocken schleifen - hier ist besonders die Gefahr des Ausglühen gegeben. Wenig geeignet, auch wen dazwischen mit Wasser gekühlt wird. Einmal zu spät, schon ist es passiert.
2. Nassschleifen - Sehr gut geeignet, auch für Anfänger. Hier kann man den Schleifprozess genau beobachten. Die Eisen glühen nicht aus. Der einzige Nachteil ist, es geht sehr langsam. Wichtig ist zudem, das die Schleifscheibe dabei gerade sein muss.
3. Lochscheibe- Sehr gut geeignet für das schnelle Nachschleifen, auch bei größeren Kerben. Die Lochscheibe wird in eine Handbohrmaschine eingespannt. Hier lässt sich die Drehzahl sehr einfach einstellen. Sie sollte jedoch nicht zu hoch gewählt werden, sonst wird es zu heiß. Das Schleifbild kann man während des Schleifens, sehr gut beobachten. Die Abtragung ist sehr gut.

Zum Polieren habe ich eine Schwabelscheibe, die ich aber nur noch sehr wenig benutze.
Mein klarer Favorit ist die Filzscheibe mit Schleifpaste. Diese Filzscheibe mache ich mir selber in verschiedenen Durchmessern. Auf die Herstellung möchte ich hier aber nicht genauer eingehen. Die Filzscheiben lassen sich sehr gut auf die verschiedenen Hohleisen, anpassen. Sie haben gegenüber der Schwabelscheibe den Vorteil das sie auf Anpressdruck nicht so nachgeben. Die Reibungswärme sollte aber beobachtet werden.

Ich hoffe ich habe euch damit weiter geholfen.

Gruß Sepp
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