Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

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hoerbi
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Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von hoerbi » So 16. Aug 2015, 19:43

Hallo Schnitzfreunde,
habe gerade diesen Beitrag auf meiner Seite veröffentlicht und mir gedacht, das er auch hier angebracht ist.
Da ich immer wieder von Schnitzanfängern angesprochen werde, welche Schleifmaschine die richtige ist, möchte ich in diesem Beitrag, die unterschiedlichen Schleifsysteme im Einzelnen vorstellen um dir die Wahl beim Kauf zu erleichtern.

Als erste einen Doppelschleifer, den wohl jeder kennt und wie sie auch in jedem Baumarkt erhältlich sind. Standardmäßig ist die Drehrichtung der Schleifscheiben zum Körper hin, was zum Schleifen von Schnitzwerkzeugen geändert werden muss. Das kann einmal auf mechanischem Wege, in dem man das Oberteil auf dem Untereil um 180 Grad dreht und die beiden Schutzvorrichtungen der Steine wechselt, oder elektrischem Wege erfolgen.
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Diese Maschine wird mit einer entsprechenden Schleifscheibe ausgestattet sowie einer Stoffscheibe (Schwabbelscheibe) zum Polieren der Werkzeuge nach dem Schleifvorgang. Ich möchte an dieser Stelle jedoch anmerken, dass ein solcher Schleifbock mit knapp 4000 U/min recht schnell dreht und der ungeübte Schnitzanfänger auch schnell ein Eisen verschleifen, b.z.w. durch thermische Belastung das Eisen Schaden nehmen kann.

Das nächste Schleifsystem ist ein Bandschleifer, wie er vorwiegend in Österreich angeboten wird. Auch dieser Bandschleifer arbeitet mit geänderter Drehrichtung und einer Drehzahl von ca. 1400 U/ min.
Hierbei wird allerdings zusätzlich zur Schwabbelscheibe eine Metallgebundene Gummischeibe zum polieren des Werkzeuges montiert.
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Auch bei diesem Schleifsystem ist darauf zu achten, das das Werkzeug beim Schleifen nicht überhitzt wird. Das erkennt man daran, dass die geschliffene Fase eine Verfärbung annimmt. Dieser Teil hat dann seine ursprüngliche Härte verloren und muss zurückgeschliffen werden.

Das Koch Schleifsystem stellt unter den schnelllaufenden Maschinen ein durchdachtes System dar, da der Motor mit 1400 U/min langsamer ist und die Schleifkörper für die Motorgeschwindigkeit konzipiert sind.
Eine ganze Reihe Schleifscheiben unterschiedlicher Körnungen, sowie Poliermöglichkeiten
und Werkzeugauflagen lassen ein exaktes Schleifen der Werkzeuge zu.
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Die Nassschleifmaschine ist mit Abstand die schonendste Art ein Schnitzwerkzeug zu schleifen, da der Stein in einem Wasserbad mit ca. 130 U/min läuft, so das das Werkzeug während des Schleifens permanent gekühlt wird. Durch diese niedrige Drehzahl ist das Schleifen auf einer solchen Maschine überschaubar. Diese günstige Eigenschaft bietet dem Schnitzanfänger ein perfektes Schleifen seiner Werkzeuge. Das anbringen einer profilierten Leder oder Holzscheibe an einem solchen Nassschleifers erspart unter anderem eine zweite Maschine mit einer Polierscheibe (Schwabbelscheibe).
Eines möchte ich dir aber nicht vorenthalten. Der gesamte Schleifprozess dauert länger gegenüber zuvor genannten schnelllaufenden Maschinen.
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Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
(Co Admin)
Hans

Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von Hans » Mo 17. Aug 2015, 07:17

Hallo Herbert,

Danke für die ausführlichen Beschreibungen. Ich habe u.a. den obersten Doppelschleifer für grobe Metallarbeiten
und die unterste Maschine ( von Tormek ) für die Messer . Frage : muß ich mir den teueren Diamant - Abrichtstein kaufen, da meine Scheibe schon so langsam " nicht mehr plan " ist ? - es gibt ihn als Zubehör - oder gibt es auch einen einfachen Trick, die Scheibe wieder eben zu bekommen ? (ohne Gewalt )

( Eine feine Sache ist auch der Bandschleifer mit Teller und der verstellbaren Auflage , den benütze ich sehr oft für
Holzarbeiten , ohne ihm wäre manches schwieriger )

Gruß, Hans aus Franken
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Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von hoerbi » Mo 17. Aug 2015, 11:40

Hallo Hans,

es gibt auch noch eine preiswertere Alternative.
Wenn du dir so einen Rutscher mit einer groben Körnung zulegst, bekommst du den Stein auch wieder plan.

http://www.bildhau.de/catalogsearch/result/?q=rutscher
Mit besten Grüßen aus dem Gebirge
Herbert
(Co Admin)
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Heinrich
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Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von Heinrich » Mo 17. Aug 2015, 13:37

Hallo,

genau wie beim Schnitzen macht es die Übung.
Ich verwende das Koch-System, wie gesagt es bedarf einfach Übung und ich habe schon einige Zeit gebraucht bis die erwünschten Ergebnisse erzielt habe.
Das System ist allerdings nicht ganz billig.
Angefangen habe ich mit Scheiben an einer Bohrmaschine, das war zu Beginn die billigste Variante.
Viele Grüße aus dem Siegerland
Heinrich
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Volker
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Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von Volker » Mo 17. Aug 2015, 14:43

Hallo Schnitzfreunde,
wer mit dem Doppelschleifer umgehen kann wird dessen Drehrichtung nicht ändern wollen. Der Vorteil des gegenläufigen (so nennt der Fachmann das) Schleifens liegt darin zu erkennen wann fertiggeschliffen ist. Solange der Schleifvorgang nicht beendet ist, liegt der Funkenflug unter dem Schleifgut. Ist die Schnittkante erreicht beginnt der Funkenflug über dem Schleifgut, und zeigt das fertiggeschliffen ist (an der Schneide des Schnitzbeitels).
Viele Grüße von Volker
Zuletzt geändert von Volker am Di 18. Aug 2015, 14:45, insgesamt 1-mal geändert.
Hans

Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von Hans » Mo 17. Aug 2015, 15:44

Danke Herbert und allen anderen Schnitzfreunden ,
man lernt nie aus - werde den Vorschlag ausprobieren und meinen Stein abrichten.

Irgendwie habe ich den mal mit Rillen verschliffen , das waren sicherlich keine Messer.

Gruß , Hans
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Thomas
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Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von Thomas » Do 20. Aug 2015, 11:38

Liebe Schnitzfreunde,

zu Abrichten gibt es auch preiswerte Diamantabrichter z.B. hier: http://www.doenges-rs.de/produkte/werkz ... uller.html
Nachteil gegenüber der Tormekabrichtern ist, dass die Scheibe im Umfang nicht exakt rund wird.

Wer sich einen normalen Schleifbock kauft und damit seine Werkzeuge schleifen will, sollte daran denken, das die Erstbestückung der Baumarktschleifer meistens aus Normalkorund besteht. Die Scheiben sind fast immer grau-blau. Diese grauen Scheiben sind für unlegiert Baustähle.........
Für Werkzeugstähle und HSS nimmt man höherwertige Schleifkörper aus Edelkorund, Siliziumkarbid oder Aluminiumoxid. Die Edelkorundscheiben sind weiß oder rosa. Ideal ist Körnung 80 oder 120. Wobei die 120er Körnung mehr Wärme erzeugt, da mehr Reibung im Spiel ist.

Das Ändern der Drehrichtung wird bei den Böcken nur gemacht, damit man bei einer montierten Schwabbelscheibe mit der Laufrichtung polieren kann. Eigentlich ist das aber unnötig. Wenn man die Schutzhaube entfernt oder dreht kann man von der Rückseite die richtige Drehrichtung (von der Schneide weg) nutzen. Ist nur die Frage wie man den Bock aufstellt. Wenn ich den Bock frei auf einen kleinen Tisch stelle, kann ich einfach herum gehen und dort polieren ohne die Gefahr des Verfangens in der Schwabbelscheibe.

Schwabbelscheiben aus imprägnierten Nesselstoff und Polierpasten bekommt ihr z.B. hier:
http://metall-polish.de/catalog_z/nesse ... 6_175.html

Im überigen sehe ich das wie Herbert, die langsamen Methoden (händisch und Wasserschleifsteine) sind für die Werkzeuge auch die schonensten. Man darf nie vergessen, das wir die Schneiden gegen 0mm Dicke ausziehen.

Das Wärmeableitvermögen des Metalls ist dann so gering, das auf schnelldrehenden Maschinen sehr schnell
eine Überhitzung auftritt, die die Härte des Stahls verändert.
Permanentes Abkühlen beim Schleifen an Trockenschleifern ist nötig. Aber auch das hat Nachteile........ Eisen dehnt sich bei Erwärmung aus. Wenn ich das Eisen jetzt in einerm Wasserbad plötzlich abkühle, können durch die unterschiedlichen Dicken Spannungen im Material auftreten. Die können im Extremfall auch Mikrorisse erzeugen. Diese zeigen sich dann später als keine Ausbrüche in den Schneiden...........
Viele Grüße,
Thomas

Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht.
Sepp
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Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von Sepp » Do 20. Aug 2015, 17:00

Hallo Thomas

Wieder mal ein fachlich sehr guter Bericht von Dir. :D

Gruß Sepp
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Volker
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Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von Volker » Do 20. Aug 2015, 19:10

Hallo Schnitzfreunde,
ich habe vor langer Zeit mal einen Billig-Wasserschleifer im Kunststoffkasten gekauft. Der Stein hat nur ca 12cm Durchmesser 20mm breit und ist weiß und weich. Unprofessionell aber eben billig. Gestern ist mir ein 22er Stich 3 Eisen auf den gefliesten Werkstattboden gefallen. Schei.... Da war natürlich eine Schneidenecke weg. Ich hab am Schleifbock feine 150erScheibe die Schneide schulbuchmäßig 2mm zurückgesetzt und dann am Schleifbock mit häfigem Kühlen den Schneiden-Keilwinkel wieder aufgebaut. Soweit alles normal.
Dann der Versuch: Den billigen Wasserschleifer aus der hintersten Werkstattecke geholt, wasser rein, und los.
Die vorgeschliffene Schneidfläche hatten natürlich eine leichte Höhlung. Ich erinnerte mich an Chris Pye den großen englischen Schnitzlehrer. Der schleift seine Eisen auch rechwinklig zur drehenden Schleifscheibe. Er rollt die Schneidfläche quer auf dem langsam drehende Wasserstein ab. Auf diese Weise ist der Durchmesser der Schleifscheibe egal. Nur die Schleifscheibe muß plan sein.
Ich war überrascht und begeistert zugleich. Das geht wirklich viel besser als ich es erwartet hatte. Die Schneidfläche meines 22er Eisens war ca 6-7mm breit, meine mini Schleifscheibe 20mm. ich habe beim Abrollen der Schneidfläche die leichte Kehlung des Vorschliffs in eine wunderschön plane Schneidfläche verwandelt. Dabei ist dann die endgültige Schneide wie von allein entstanden. Ich war begeistert das alte Ding werde ich so jetzt öfter nutzen.
Viele Grüße von Volker
Zuletzt geändert von Volker am Do 20. Aug 2015, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
Hans

Re: Die Wahl der richtigen Schleifmaschine

Beitrag von Hans » Do 20. Aug 2015, 19:15

Hallo Thomas ,

auch dir meinen Dank für den fachlichen Hinweis ; mal sehen, die Rillen in meiner Tormek müßen jedenfalls wieder heraus . Der original Diamantabrichter ist mir einfach zu teuer ( 60 € ) nachdem man ihn ja nur ganz selten braucht.

Gruß , Hans
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